Literarische Texte existieren selten nur in schriftlicher Fassung, als Buch. Es gibt sie häufig zugleich auch in gesprochener Form: aufgeführt auf Bühnen, aufgezeichnet auf Tonbändern oder als Audiodatei. Nicht erst seit dem Boom der Podcasts und digitalen Hörformate wird Literatur gesprochen, aufgenommen und gehört — schon im 20. Jahrhundert haben zahlreiche Autor*innen Audioaufnahmen ihrer Texte und Stimmen hinterlassen. In den Archiven sind sie aber schwer zugänglich und bleiben, selbst wenn sie online abrufbar sind, weitgehend unsichtbar. Sie werden kaum gehört oder, wenn man so will, kaum gelesen. Aber wie können solche Aufnahmen aus den Archiven hervorgeholt und als akustische Texte sichtbar und lesbar gemacht werden?
Das Übersetzungsprojekt Mündliche Typografie — Akustische Visualität hat nach möglichen Antworten gesucht. Drei Grafikdesigner*innen wurden zu dem Experiment eingeladen, eine Auswahl gesprochener und gebärdensprachlicher Texte in Plakatgestaltungen zu übersetzen: in laute Plakate. Diese zeigen zwar schriftlichen Text, versuchen aber zugleich, die Besonderheiten des Gesprochenen und Performativen aufzugreifen: Stimme, Tonfall, Lautstärke, Dynamik, Rhythmus, Bewegung, Körperlichkeit, das Knacken des Mikrofons, das Lachen des Publikums.
Dabei sind zwölf Plakate entstanden, die die gesprochenen und performten Texte lautstark sichtbar machen. Sie sollen die hörbaren Texte nicht ersetzen, sondern als visuelle Verstärker dienen: Zusammen bilden Plakate und Aufnahmen die Ausstellung, zusammen müssen sie gehört und gesehen, sprich: gelesen werden.
Konzept und Text: Katharina Mevissen

Zweifel
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